Hausärzte in Holland
Der Hausarzt spielt in den Niederlanden eine zentrale Rolle. Er bietet die medizinische Grundversorgung, auch auf den Gebieten der Frauen- und Kinderheilkunde, und entscheidet, ob eine Überweisung an einen Spezialisten notwendig ist. Ein Patient kann also nur mit einer Überweisung vom Hausarzt einen Spezialisten aufsuchen. Dieser befasst sich hauptsächlich mit komplizierter Diagnostik und schwereren Erkrankungen; alles andere übernimmt der Hausarzt, der dafür auch umfassend ausgebildet wird.
Der Vorteil dieses Systems ist ein besseres Bekanntwerden und größeres Vertrauen zwischen Patient und Hausarzt. Dieser hat dadurch eine engere Anbindung an den Patienten und kennt dessen Geschichte und soziales Umfeld viel besser, was der Diagnose in vielen Fällen dienlich ist. Diese enge Beziehung bildet auch die Basis dafür, dass in den Niederlanden viel mehr Menschen als woanders in Europa ihre Kinder zu Hause zur Welt bringen und auch zu Hause sterben. Sie werden dabei von ihrem Hausarzt begleitet, der auch regelmäßig Hausbesuche durchführt. Meine Hausärztin z. B. kam nach der Geburt meiner Kinder einfach vorbei, als sie gerade in meiner Nachbarschaft war, so wie man eine gute Bekannte besucht.
Hausärzte sind also immer als niedergelassene Ärzte tätig, entweder allein oder in einer Gemeinschaftspraxis, manchmal mit Anbindung an einen Physiotherapeuten und/oder Psychologen. Sie sind innerhalb eines geografischen Gebiets tätig und regeln mit ihren Kollegen innerhalb dieses Gebiets auch den Notarztdienst, wodurch auch das Notarztsystem weniger anonym wird. Ein Zahnarzt kann ohne Überweisung durch einen Hausarzt aufgesucht werden.
Fachärzte in Holland
Fachärzte sind in den Niederlanden fast immer in einem Krankenhaus angesiedelt und wenn nicht, so wenigstens als behandelnde Ärzte mit einem Krankenhaus verbunden. Die ambulante Versorgung findet dann in der Poliklinik statt und die stationäre Behandlung im selben Krankenhaus durch denselben Arzt.
Auch hier stehen die Kommunikation und das Vertrauen zwischen Arzt und Patient durch dieses System wieder im Vordergrund, und es ist gewährleistet, dass wichtige Daten und Informationen nicht verloren gehen oder anders interpretiert werden. Außerdem bietet dies den Vorteil, dass wichtige Untersuchungen schnell und vor Ort ausgeführt werden können.
Fachärzte arbeiten entweder als Angestellte des Krankenhauses oder in einer Gemeinschaft von Fachärzten, die gegen eine Pauschale dem Krankenhaus ihre Dienste anbieten. (Dies ist vor allem für diejenigen interessant, die ärztlich in den Niederlanden tätig werden wollen.)
Krankenhäuser in Holland
In schweren Notfällen erfolgt die medizinische Versorgung direkt über die Notfallambulanz durch ein Krankenhaus – ohne Vermittlung des Hausarztes. Dort wird nach den entsprechenden Maßnahmen auch entschieden, ob der Patient stationär aufgenommen oder in die weitere Behandlung des Hausarztes entlassen wird.
Die medizinische Versorgung während einer stationären Aufnahme erfolgt durch den Facharzt, den Assistenten und Co-Assistenten (der noch in der Ausbildung steht). Der Co-Assistent wird durch den Assistenten überprüft, der, wenn man Glück hat, ausreichend Erfahrung hat, dieser durch den Facharzt. Im Allgemeinen ist ständig ein Facharzt präsent, er wird nur nicht immer vom behandelnden Assistenten zu Rate gezogen. Auch hier gilt es wie in Deutschland, ein mündiger Patient zu sein, wenn man das Gefühl hat, nicht richtig behandelt zu werden, und den Rat des Facharztes zu verlangen. Ich habe persönlich noch nie schlechte Erfahrungen in Krankenhäusern gemacht. Die Hilfe war stets schnell und kundig.
Der Komfort, wenn man stationär aufgenommen wird, hängt von der Belegung der Abteilung und vom Schweregrad der Erkrankung ab. Mit Glück findet man sich in einem Einzelzimmer mit Blick in die Natur wieder, ein Recht hat man darauf jedoch nicht. Es kann auch sein, dass man in einen Saal mit acht Personen, Männern sowie Frauen (!), kommt, die nur durch Vorhänge voneinander getrennt sind. Im Allgemeinen bleibt die Zuteilung des Zimmers nach Belegungsdruck und Schweregrad der Erkrankung dem Einfühlungsvermögen des Pflegepersonals überlassen. Auch hier gilt es, sich selbst, sofern man das kann, bemerkbar zu machen.
Ein Problem der medizinischen Versorgung in den Niederlanden ist, dass durch die hohe Bevölkerungszahl zu wenig Plätze für spezifische Therapien oder Diagnostik zur Verfügung stehen. Dadurch können die Wartezeiten sehr lang werden, und viele Patienten suchen dann in ihrer Not Hilfe im Ausland, vor allem im angrenzenden Deutschland.
Apotheken und Drugstores in Holland
Neben den Apotheken, die eine Vielzahl von Medikamenten führen und bei denen man Rezepte einlösen kann, gibt es in den Niederlanden beinahe an jeder Ecke eine Drogerie (drugstore) sowie Reformhäuser, die ebenfalls nicht verschreibungspflichtige Medikamente, Vitamine und enorme Mengen von alternativen Heilmitteln verkaufen.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus Leben und arbeiten in den Niederlanden. Klicken Sie hier, um ein Exemplar zu bestellen.